Tourabschluss am 19.10.2019 im Palladium in Köln

What a rainy day! Begleitet von penetrantem Nieselregen geht es auf nach Köln. Bus und Bahn kommen und so ist die Anreise zum Palladium heute recht einfach. Wer den Bus nicht bekommt und vom BHF Köln Mülheim aus laufen muss, sollte hierfür mindestens 20 Minuten einplanen. Mit Dönerstopp eher 40 😉

Gut gelaunt angekommen müssen wir noch das Ticket an der Abendkasse bei einer netten Mitarbeiterin von Positive Records umtauschen und schwubs geht es an der Schlange vorbei direkt in die Halle. Die Tickets sind bei dem lokalen Konzertveranstalter sogar ein paar Euronen günstiger als bei den großen Ticketmonstern. Also, support your local heroes!

An der Theke fällt es mir dann wieder wie Schuppen von den Augen, verdammt, wir sind ja in Köln. Zumindest gibt es auch Radeberger und an das wird sich den Abend gehalten. Wer zwischendurch gerne mal ein Glas Leitungswasser (Tab-Water) haben möchte, kommt im Palladium nicht weit und wird freundlich auf das Mineralwasser verwiesen. Das ist zumindest von Viva con Aqua und für n guten Zweck.

Garderobe und Toiletten sind wie immer in der einzigen Einbahnstraße die ich in einem Club kenne im Untergeschoss und wie immer gut organisiert.

Los geht es dann um 18:40 mit FIT FOR A KING. Christlicher Core ist jetzt eher was neues für mich, tat aber gar nicht weh. Die Jungs aus Texas um Ryan Kirby geben ab dem ersten Song Vollgas und zerlegen die Bühne nach allen Regeln der Kunst. Dabei wirbelt Basser O’Leary streckenweise wie ein Tornado über die Bühne und beweist, dass man auch in der Drehung springen kann. Es macht fast den Eindruck, als hätte der gute eine Duracell zu viel abbekommen. Wir stehen recht weit vorne und der Sound ist fürs Palladium ausgesprochen gut und ausgewogen, wenn auch nicht mörderlaut. Das gefällt.

Fit Fot A King live at Palladium Köln
(C) StagePix.de

Los geht das Set mit Backbreaker und hält sich überwiegend an das aktuelle Album „Dark Skies“. Irgendwie sympathisch kommt Kirbys ansage „If you know it or not, bang with us!”. Zwar ist die Crowd am Anfang noch ein wenig müde, taut aber recht schnell auf. Zum Ende des Sets wünschen sich die Texaner noch einen Circlepit ums FOH und bekommen direkt zwei. Läuft.

Um halb acht geht es mit UNEARTH weiter. Meine Worte „Ach cool, endlich mal wieder UNEARTH live“ schlucke ich beim ersten Ton der massachusettser Corer direkt wieder runter. Wir stehen in der Mitte der Halle (ungefähr auf Höhe des FOH) und auf uns plästert eine undefinierte Wand Geschepper ein. Viel zu laut, viel zu undefiniert, viel zu unausgewogen. Schnell den Gehörschutz rein, der zumindest das klirren etwas dämpft und schnell gucken, ob der Mischer vielleicht gerade einen Herzinfarkt hatte und beim Ableben aufs Pult gefallen ist. Nein, lebt noch. Der Sound ist mit Gehörschutz erträglich, also weiter.

Als Opener des Sets geben UNEARTH Incinerate vom neuen Album und spielen dann eine gute Mischung bis zurück zu Zombie Autopilot vom 2004er Album The Oncoming Storm. Etwas mehr Kommunikation mit dem Publikum wäre von der Kombo um Fronter Trevor Phipps wünschenswert gewesen. Im Gesamteindruck eine solide Show mit unterirdischem Sound und wenig Interaktion mit dem Publikum. Eine etwas unmotiviert guckende Besucherin neben mit fasst den Gig mit „Ich mag die heute nicht“ zusammen und trifft damit die Stimmung in unserer Ecke ziemlich gut.


Um halb Neun stehen dann noch 40 Minuten CHELSEA GRIN auf dem Programm. Deathcore aus Utah. Wiki verrät, die Jungs haben in knapp über 10 Jahren schon 10 Bandmitglieder verschlissen. Krass. Tom Barber als neuer Fronter scheint mit seiner Kombo wie UNEARTH auch keinen richtigen Draht zum Publikum zu finden. Leider ist der Sound auch nicht viel besser geworden. Dazu kommt der massive Subbass-Einsatz der Deathcorer, die damit das Bass-Brei-Fass wortwörtlich zum überlaufen bringen. In den 40 Minuten Gig wirken die Jungs ein wenig lustlos, aber zumindest dem Aufruf am Ende noch ein wenig zu hüpfen, folgen die ersten paar Reihen. Zumindest für ein paar Takte. War nicht meins, aber zum Glück stehen wir ja nahe der Bar…

Gut gestärkt geht es um halb Zehn weiter mit AS I LAY DYING. Zwar stehen nur 70 Minuten Gig auf dem Zettel, das ist aber beim gebotenen Gesamtpaket immer noch ein ziemlich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Geschichte von Tim Lambesis wurde in der letzten Zeit oft genug erzählt und ich erspare sie Euch jetzt einfach. Fakt ist: Er ist wieder da. Vorweg: Die Kalifornier haben mal wieder eindrucksvoll gezeigt, dass sie definitiv zur Spitze des Core gehörten und gehören. Punkt.


Los geht es pünktlich mit Blindet. Alter was ein Brett! Ab dem ersten Snare-Schlag von Jordan Mancino eskaliert die Meute im Palladium bis fast in die letzten Reihen. Es folgt Through Struggle von der 2005er Scheibe Shadows Are Security mit einer wunderbar mitsingenden Crowd. Für Redefined darf dann Sänger Ryan Kirby von FIT FOR A KING nochmal mit auf die Bühne und liefert zusammen mit Lambesis ordentlich ab.

As I Lay Dying live at Palladium Köln
(C) StagePix.de

Was für mich den Sound und den Charme von AILD ausmachen ist neben Fronter Lambesis die unglaubliche Präzision der Instrumentalisten. Leider litt gerade diese Komponente unter den unterirdischen Soundbedingungen im Palladium sehr. Wahrscheinlich ist der Laden für bestimmte Genres (basslastig) ab einer bestimmten Lautstärke nicht geeignet. Das Ding ist halt n langer Schlauch. Auf dem Weg zur Bahn kommentierte ein Fan im Gespräch den Sound mit „Hätten Lambesis den Song nicht angesagt, hätte ich ihn bei dem Matsch erstmal gar nicht erkannt“.

Zur Mitte des Gigs hat man das Gefühl, die Crowd muss ein wenig Luftholen und die Stimmung ebbt minimal ab um spätestens bei 94 Hours vom 2003er Album Frail Words Collapse wieder total zu eskalieren. Zum Ende gibt es noch einen Circlepit AUF der Bühne mit allen Teilnehmenden Bands der Tour. Coole Aktion und ein würdiger Abschluss für einen charmanten Abend.

Fazit:

Richtig überzeugt haben mich FIT FOR A KING. UNEARTH und CHELSEA GRIN haben mich nicht wie erwartet berührt, was mitunter am unterirdischen Sound im Palladium lag. AS I LAY DYING haben wie erwartet abgeliefert und eine 70-minütige, energiegeladene und tourabschlusswürdige Show geboten.

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